Die neunte Chemo

Es ist wieder Donnerstag. Wieder geht es nach Neuwied und das erste Mal habe ich irgendwie ein komisches Gefühl. Es ist kaum zu beschreiben, fühlt sich an wie Unsicherheit, Unwohlsein, Angst vor Nebenwirkungen und der Frage, ob mir die Chemo wirklich helfen kann...

Ich muss dazu sagen, dass das nicht erst seit heute so ist. Die letzten Tage waren sehr anstrengend und ich habe bestimmt 5 Tage gebraucht, um mich von der voran gegangenen Chemo zu erholen. Und natürlich macht man sich viele Gedanken, wenn man viel Zeit hat, oder wenn man Nachts nicht schlafen kann oder wenn es einem einfach nicht gut geht. Die Erschöpfung ist schon sehr deutlich zu spüren und wenn ich sage Erschöpfung, dann ist das nicht so als wenn man mal ne Runde Fahrrad gefahren ist und sich deswegen eine Stunde ausruht. Wenn ich mal schlafe, schlafe ich die ganze Nacht und am nächsten Morgen laufe ich nur eine Treppe langsam rauf und bin schon wieder fertig. Die Regeneration dauert deutlich länger. Das kann doch nicht sein...

Aber dem ist wirklich so. Ich habe das heute in der Visite angesprochen und die Ursache ist vielfältig. Erstmal ist die Chemo als solche total belastend für den Körper. Das ist schon ganz klar und mir auch nicht neu. Ich hätte aber nie gedacht, dass das solche Auswirkungen hat. Zudem nehme ich immer noch (wenn auch wenig) Kortison. Kortison wirkt wohl auch ermüdend und daher soll ich das ab morgen nochmals halbieren. Eigentlich dürfte das dann keine Auswirkungen mehr auf mein Befinden haben. 

Was auch ein Problem sein kann, sind niedrige Hämoglobin Werte. Mit Hämoglobin bezeichnet man die roten Blutkörperchen und wenn die zu stark absinken, spricht man auch von einer Anämie (Blutarmut). Wenn das bei mir der Fall wäre, dann müsste man durch eine zusätzliche Infusion gegensteuern. Dem ist aber (zumindest derzeit) noch nicht so, so dass ich mein Befinden auf die allgemeine Symptom-Verschlechterung im Zuge der Chemotherapie sowie dem immer noch verabreichten Kortison zuschreibe. 

Bleibt die Frage, ob die Chemotherapie, mit der ich derzeit ja derzeit alleinig behandelt werde, so hilft wie ich mir das am Ende auch vorstelle. Die Chemo ist sehr anstrengend und wenn man sich mal ein wenig darüber informiert, wird die als Erstlinien-Theraphie immer gerne gegeben. Ich vermute, das passiert auch aus Kostengründen, weil die im Gegensatz zu anderen Behandlungen (z.B. Immuntherapie) vergleichsweise kostengünstig ist und die Krankenkassen natürlich auch gewinnbringend arbeiten wollen. Okay, vielleicht nicht ganz fair, denn die Immuntherapie sollte ich eigentlich auch bekommen. Aber das Thema kennt ihr ja...

Ich habe jetzt 3/4 der Chemo`s geschafft, 3 liegen noch vor mir. Und was passiert danach? Die Immuntheraphie muss spätestens dann wieder anlaufen. Und wenn ich die nicht vertrage? Der Krebs wird sich (sofern der Tumor tatsächlich kleiner geworden ist) wieder schnell erholen. Und das macht mir halt ein wenig Sorge. Der Arzt hat heute aber ebenfalls gesagt, dass bei mir aufgrund der guten Blutergebnisse die Lage deutlich entspannter sei. Aber irgendwie kommt das nicht immer bei mir an...




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