Schritt für Schritt

Heute war der Tag der Zweitmeinungen. In meinem vorletzten Blogeintrag hatte ich ja schon von meinen Plänen dazu berichtet. Jetzt war es dann soweit...

Zuerst ein Termin bei einem anderen Onkologen. Von ihm wollte ich wissen, wie er die aktuelle Therapieanpassung sieht und ob er etwas anderes vorschlagen würde. Das Gespräch war in sofern interessant, als dass auch er diesen Weg -für einen begrenzten Zeitraum- mitgeht. Ich soll mir aber nicht allzu große Hoffnungen machen, dass sich unter der aktuellen Anpassung viel verbessert. Aber es sagt, die Anpassung hat auch taktische Gründe. Bei einer kompletten Neuanpassung meiner Therapie könnte man dann diesen Wirkstoff von der Liste nehmen, da man ihn bereits ausprobiert hat. Er sagt, 8 - 10 Wochen und dann ein erneutes Staging wären ein gangbarer Weg. Angesprochen auf die von mir ursprünglich angedachte Studienteilnahme hat er auch hier versucht, die Hoffnung nicht zu hoch anzusetzen. Je nach Studienphase (z.B. Phase 3) bekommen nicht alle Probanden das neu zuzulassende Medikament, sondern nur die eine Hälfte. Die andere Hälfte bekommt die bestehende bereits etablierte Therapie, so dass ich gar nicht wüsste, in welcher Phase ich das Medikament wirklich bekommen könnte. Am aussichtsreichsten scheint mir derzeit tatsächlich die Off-Label-Therapie zu sein, die von den Krankenkassen in erster Linie allerdings nicht übernommen werden. Er hat mir genau die gleichen drei Punkte genannt, die ich vorher auch schon erwähnt hatte (siehe dazu mein Blogeintrag "Raus aus der Passivität") und die erfüllt werden müssen, damit die Krankenkasse die Kosten trägt. Zudem wäre das dann auch kein Medikament, von dem ich Wunder erwarten darf. Es ist schlichtweg eine Option, die mir bleibt. Am Ende des Gespräches habe ich mich insofern gut gefühlt, als dass dieser Onkologe in großen Teilen die gleiche Meinung vertritt wie mein behandelnder Onkologe. Das gibt mir etwas mehr Sicherheit, auf dem richtigen Weg zu sein, wenn man das überhaupt sagen kann...

Zweiter Termin, Zentrum für integrierte Onkologie an der Universität Köln. Bei dem Professor hatte ich im Dezember schon eine Sprechstunde, weshalb er mich bereits kannte. Die Befunde hatte ich ihm im Vorfeld geschickt, so dass er auch schon auf dem neuesten Stand war. Interessanterweise ist ihm sofort aufgefallen, dass sich das Wachstum der Primärtumors und der neuen Metastasen ausschliesslich auf den Bereich des linken Lungenlappens beschränkt. Uns war das auch schon mal aufgefallen. Vielleicht hat die Immuntherapie zumindest bewirkt, dass sich der Krebs nicht weiter im Körper ausbreiten konnte. Auf jeden Fall sieht er die Einnahme des zweiten Präparates ähnlich wie die beiden ersten Onkologen, sprich eine begrenzte Zeit probieren und dann nach erneutem Staging neu entscheiden. Er hat unter anderem auch eine neue Art der stereotaktischen Bestrahlung angesprochen, das sogenannte Cyber-Knife. Aufgrund der hohen möglichen Nebenwirkungen bestrahlt man die Lunge eigentlich nur ungern. Zudem wird durch die Atembewegungen viel umliegendes gesundes Gewebe zerstört. Das stereotaktische Bestrahlen funktioniert millimetergenau aus mehreren verschiedenen Richtungen. Die Höchstdosis wird dann dort erreicht, wo sich die Strahlen kreuzen, also im Tumor. Die einzelnen Strahlen sind dann eher ungefährlich für das Gewebe. Das Cyber-Knife geht noch einen Schritt weiter und hat eine robotergestützte Zielnachführung. Hiermit kann dann noch z.B. die Atembewegung vorausberechnet und ausgeglichen werden, so dass hier noch zielgerichteter bestrahlt werden kann. Aber auch das ist erstmal nur eine Option. Da der Professor am genomischen Institut arbeitet, ist er natürlich Fachmann für Medikamentenstudien, Molekulardiagnostik und zielgerichteter Therapien. Seiner Meinung nach ist die Off-Label-Therapie derzeit für mich am aussichtsreichsten. Das waren diese zwei Medikamente, die in Kombination zwar in Deutschland zugelassen sind, allerdings nicht für das Nicht-kleinzellige Adenokarzinom (NSCLC). Er schätzt die Erfolgsquote auf 70%, diese Kombination bewertet er dreimal wirksamer als eine erneute Chemotherapie, das hatte der Onkologe anders dargestellt. Die Probleme der Kostenübernahme bleiben, der Professor hatte allerdings Unterstützung beim Antragsverfahren zugesagt. Nach seiner Aussage werden 80% aller Anträge, die über die Uni eingereicht werden, von den Kassen bewilligt. Puuuh......

Zuletzt hat er noch gesagt, die neuen Metastasen in der Lunge sind noch sehr klein und generell ist das Tumorwachstum (noch) sehr langsam bei mir. Ich verliere durch die angepasste Therapie auch keine Zeit, waren seine Worte. Darüber bin ich natürlich froh.

Das waren heute wieder viele Informationen. Letztlich muss ich erstmal die nächsten beiden Monate abwarten und dann sehen, wie die Ergebnisse aussehen. Dann erst kann die richtige nächste Therapiestufe festgelegt werden. Für mich ist das eine schwere Entscheidung…


Koblenz - Ehrenbreitstein



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