Meine erste stereotaktische Bestrahlung

Die erste Bestrahlung war eigentlich für den gestrigen Tag terminiert... eigentlich... gegen Mittag bekam ich einen Anruf, dass das Gerät ausgefallen sei (haben die den Linearbeschleuniger etwa bei QATM gekauft?)

...anyway, die Bestrahlung würde einen Tag später beginnen...

Ich glaube, das war gestern einer der Tage mit dem tiefsten Tiefpunkt meinerseits. Scheinbar alles hat sich gegen mich verschworen, warum musste das Ding ausgerechnet jetzt kaputt gehen...?

Heute ging es dann aber tatsächlich los. Nachdem ich von 3 Helferinnen auf der Liege (auf der das untere Maskenteil montiert war) positioniert wurde, kam der obere Teil der Maske drauf. Ein beklemmendes Gefühl...

Danach wurden mit einem Laser die zuvor markierten Vermessungspunkte der Maske angefahren und damit der Kopf zum Gerät ausgerichtet. Die Bestrahlung dauerte knapp 30 min, wobei die Bestrahlung als solche die geringste Zeit in Anspruch nahm. Es wurde aus insgesamt 14 Richtungen mit jeweils unterschiedlicher Intensität bestrahlt. Dafür kann sich sowohl die Bestrahlungseinheit drehen/schwenken sowie die Patientenliege ebenfalls drehen. Dieses Ausrichten nimmt letztlich die meiste Zeit in Anspruch. Das Bestrahlen selber dauert jeweils nur Sekunden.

Was und wie lange aus welcher Richtung bestrahlt wird, ist im individuellen Bestrahlungplan festgelegt. Dieser wird vorher von einem Strahlentherapeuten, einem Physiker und Mithilfe einer dreidimensionalen Simulation erstellt. Bei der Bestrahlung als solche sind dann auch zwei Ärzte anwesend, daran kann man schon erkennen, was für ein Aufwand betrieben wird und was für ein Stellenwert das Thema Sicherheit hat. 

Die Dosiseinheit in der Strahlentherapie heißt übrigens Gray (Abkürzung "Gy" nach dem Physiker L. H. Gray). Die für eine Tumorvernichtung notwendige Dosis richtet sich nach der Strahlenempfindlichkeit des entsprechenden Tumors und liegt meist zwischen 40 und 70 Gy. Diese wird in Fraktionen (mehrere Behandlungen) aufgeteilt. Das hat den Grund, dass es dem Körper ermöglicht werden soll, abgestorbenes Zellmaterial abzutransportieren und auszuscheiden. Bei mir liegt die erforderliche Gesamtdosis übrigens bei 30 Gy, aufgeteilt auf 3 Tage á 10 Gy. Wenn man das jetzt noch durch 14 teilt (14 Bestrahlungsrichtungen), dann kommt man theoretisch auf einen Wert von unter 1 Gy je Bestrahlungspunkt. Im Regelfall versucht man, 2 Gy nicht zu überschreiten.

Auf meine Frage, ob der Tumor jetzt nicht seit dem letzten MRT vor 8 Tagen gewachsen sei, wurde mir erklärt, dass man rundherum 2 mm mehr bestrahlt, um sicherzustellen, dass man alles erreicht. Im Regelfall gibt es (wie bei mir auch) ein Ödem rundherum, welches dann diese "überflüssige" Strahlung abbekommt. Es gibt Studien, die davon berichten, dass in der gängigen Strahlentherapie ein MRT maximal 14 Tage alt sein darf bis zur ersten Bestrahlung. Ich bin an Tag 8, also alles im grünen Bereich...

Morgen nochmal das Gleiche und dann noch mal am 2. Januar. Ich kann es zwar nicht im alten Jahr abschließen, aber wichtiger ist, dass etwas passiert. Und der Arzt konnte mir heute ein ganzes Stück Sicherheit vermitteln. Jetzt hoffen wir nur noch, dass es hilft und die Metastase verschwindet und dass ich von Nebenwirkungen verschont bleibe. Ein erstes Ergebnis werde ich übrigens erst nach 3 Monaten erfahren. Die Strahlen wirken bis zu einem Jahr nach und deswegen kann man jetzt noch nichts sehen. Das Warten nimmt kein Ende...



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