Wo fange ich an...?

Ich denke, es ist an der Zeit, mal wieder etwas zur aktuellen Situation zu schreiben. Bereits letzten Montag fand die wöchentliche Verlaufskontrolle statt. Ich habe aber aus gutem Grund noch Nichts dazu geschrieben. Das möchte ich heute nachholen...

Der letzte Stand vom 21. Mai war, dass die Leberwerte soweit in Ordnung waren und die Therapie einen Tag später wieder aufgenommen werden konnte. Bei der letzten Verlaufskontrolle am vergangenen Montag zeigte sich allerdings wieder ein steiler Anstieg dieser besagten Blutwerte um bis zu 500% - innerhalb von nur einer Woche. Das Medikament musste also tatsächlich nach diesen 7 Tagen wieder abgesetzt werden. Ich konnte es nicht glauben.

Fakt ist, dass ich unter den gegebenen Umständen das Medikament nicht nehmen kann. Dass die Leber innerhalb von so kurzer Zeit wieder so heftig reagiert, zeigt deutlich, dass diese (trotz vermeintlich guter Werte) noch ziemlich angeschlagen ist. Die muss jetzt bis auf Weiteres geschont werden mit dem Ergebnis, dass man jetzt vorschlägt, eine Therapiepause von möglichst einem halben Jahr einzulegen!!! Voraussetzung dafür ist, dass ich in dieser Zeit weder einen Progress bekomme -also erneutes Tumorwachstum- oder dass irgendwo eine neue Läsion auftritt. Und das über einen Zeitraum von 6 Monaten. Eigentlich unmöglich. Ich würde dafür in der Studie bleiben und letztlich nur die engmaschigen Verlaufs- und Kontrolluntersuchungen nebst Bildgebung wahrnehmen. In der Zwischenzeit will man versuchen, an meine pharmakokinetischen Daten zu kommen. Die Pharmakokinetik ist ein Teilbereich der Pharmakologie und behandelt die Effekte, denen ein Arzneimittel im Organismus unterliegt. Also wie wird ein Stoff aufgenommen, wo reichert er sich wie an, wie hoch ist der Wirkspiegel und wie steigt er an, wie wird ein Stoff wieder ausgeschieden und wie lange dauert das? Mit solchen und weiteren Daten könnte man ein individuelles Dosisschema für mich erstellen. Es ist allerdings noch unklar, ob der Hersteller diese Daten überhaupt rausgibt.

Sollte sich in einer der nächsten Bildgebungen (wovon die nächste bereits am Montag stattfindet) ein Progress zeigen, wäre ich raus. Dann käme auch ein anderes Medikament zum Einsatz, nämlich das schon mehrfach hier genannte Antibody-Drug-Conjugate, ein Antikörper mit einer Chemo-Komponente im Gepäck. Davon würde ich voraussichtlich zwar ziemlich profitieren, allerdings erkaufe ich mir das mit deutlich stärkeren Nebenwirkungen und einer eher eingeschränkten Lebensqualität, es ist ja quasi eine Chemo - und diese dann dauerhaft als Erhaltungstherapie...

Am Ende bleibt die Frage, welche Optionen mir bleiben. Nach dem Start mit einem vermeintlich starken und vielversprechenden Medikament vor gut einem halben Jahr muss ich jetzt feststellen, dass nach Wegfall von diesem die Luft dann doch zunehmend dünner wird. Ich versuche trotzdem irgendwie, optimistisch zu bleiben. Zumindest die Leberwerte haben sich heute im Vergleich zur letzten Woche dann doch auch wieder rasant erholt, deutlich deutlich schneller als beim letzten Mal. Das stimmt ein wenig hoffnungsvoll. Trotzdem wird es nichts daran ändern, dass ich wohl jetzt mit einer mehrmonatigen Therapie-Pause leben muss. Es wäre ein echtes Geschenk, wenn sowohl der Krebs als auch mein Körper mir diese Zeit geben. Wenn das gelingt, ist man in Köln tatsächlich auch ziemlich zuversichtlich, dass eine erneute Wiederaufnahme erfolgreich sein kann, zumal die Dosierung halbiert wurde und ich mit der vollen Dosis auch zweieinhalb Monate keinerlei Probleme hatte.

Rückblick: Das Bild ist vor genau einem Jahr entstanden anlässlich der Ausstellung "Das zerbrochene Paradies" im Gasometer Oberhausen



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