Antibody Drug Conjugate

Wie schön war es, wieder zuhause zu sein. Irgendwie kann man sich in den eigenen Wänden doch am besten erholen. Ich konnte sogar ein oder zwei Stunden zwischendurch etwas im Garten machen. Und unsere beiden neuen Wellensittiche haben sich auch lautstark gefreut, mich zu sehen. 

Dennoch, lange sollte der Zustand nicht anhalten. Bereits am Dienstag hatte ich in der Fußsohle ein Gefühl wie eine Sehnenzerrung. Bis Donnerstag wanderte der Schmerz nach oben. Das fühlte sich schon irgendwie wie eine Thrombose an. Zu diesem Zeitpunkt war ich aber noch tiefenentspannt, weil mein INR- (Gerinnungs)wert über 3,0 lag. Damit kann man keine Thrombose entwickeln - eigentlich. Freitag war es dann doch so, dass ich der Meinung war, dass ich im Krankenhaus besser aufgehoben wäre. Natürlich musste es Köln sein, denn auch wenn die Studie beendet wurde, so war klar, dass die Folgetherapie bis auf weiteres auch hier stattfinden wird. Dafür hatte ich bereits einen Termin für den heutigen Montag bekommen. 

In der Notaufnahme war recht schnell klar, dass es tatsächlich eine Thrombose ist, die mich wieder ärgert. Zudem noch eine weitere am linken Arm, verursacht durch den Zugang vom letzten stationären Aufenthalt. Die Ärzte waren nahezu sprachlos, konnten sich das erstmal nicht erklären. Ich war ja gerade erst auf einen anderen Gerinnungshemmer eingestellt worden, weil sich der Thrombus in der Herzkammer gebildet hatte. Und die Werte sind weiterhin im sehr guten therapeutischen Bereich. Scheinbar ist es so, dass diese zusätzliche Gerinnungsneigung von der Tumorerkrankung kommt. Unter einer solchen entwickelt man generell ein erhöhtes Risiko für Thrombosen, und zwar so stark, dass Gerinnungshemmer nicht mehr hinterher kommen. Ich bekomme jetzt hochdosiertes Heparin intravenös als auch subkutan. 

Und die Therapie mit dem neuen Antibody Drug Conjugate (ADC) gab es dann heute auch. Ein ADC ist eine Art zielgerichtete Krebstherapie, bei der ein Antikörper, der spezifisch auf ein Tumorantigen abzielt, mit einem zytotoxischen (zellabtötenden) Wirkstoff verbunden wird. Diese Technologie kombiniert die Präzision von monoklonalen Antikörpern, die Tumorzellen spezifisch erkennen und binden, mit der starken Tumorbekämpfung durch Chemotherapeutika.

ADCs wirken, indem der Antikörper den Wirkstoff (Payload) direkt zu den Krebszellen bringt. Sobald der Antikörper an das Krebszell-Antigen gebunden hat, wird das Konjugat von der Zelle aufgenommen. Durch die zielgerichtete Behandlung kann man mit einer deutlich höheren Zytostatika-Dosis arbeiten, die bei einer konventionellen Behandlung nicht möglich wäre. Der Wirkstoff wird dann freigesetzt und zerstört die Tumorzellen, ohne gesunde Zellen stark zu schädigen, wie es bei herkömmlichen Chemotherapien häufig der Fall ist. Zudem kann der Wirkstoff durch einen sogenannten Bystander Effekt auch in umliegende Zellen wandern und diese mit zerstören. Diese zielgerichtete Therapie minimiert Nebenwirkungen und maximiert die Effektivität.


Jetzt heißt es Abwarten. Die nächsten Tage werden zumindest über die Verträglichkeit entscheiden. Aber viel wichtiger ist letztendlich eine gute Wirksamkeit…

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